Zahlreiche Zuschauer haben sich anlässlich eines besonderen Sportereignisses am Ushongo Beach zusammengefunden. Nein, ausnahmsweise geht es mal nicht um die Fußball-WM. Ein Rennen der besonderen Art steht heute an und wir sind überglücklich, diesem seltenen Großereignis beiwohnen zu dürfen. Für die zahlreichen Teilnehmer geht es um alles oder nichts. Obwohl die Distanz zum Ziel nur etwa 15 Meter beträgt, hat sich die Rennorganisation in Form von Mutter Natur einige Gemeinheiten einfallen lassen. Luft- und Bodentruppen lassen nichts unversucht, die Jungathleten auf der Zielgeraden abzufangen. Unvermittelt beginnt plötzlich ein Rennen um Leben und Tod, als Meeresschildkröte Nummer eins aus ihrem sicheren Versteck schlüpft und in atemberaubenden Tempo schnurstracks in Richtung Meer loswatschelt. Nach nur drei Minuten ist die tosende Brandung erreicht und die kleine Schildkröte verschwindet in den rettenden Fluten. Beifall von den Zuschauerrängen. Nach und nach treten insgesamt 109 weitere Artgenossen den kurzen aber überaus anstrengenden und gefährlichen Sprint ins Leben an.
Gut – da es Meeresschildkröten im Leben nicht besonders leicht haben (nur eine von tausend wird die Geschlechtsreife erlangen), hat die örtliche Rennleitung etwas nachgeholfen. Die Luftwaffe in Form von Möwen und anderen Seevögeln wird durch die bloße Anwesenheit vieler menschlicher Zuschauer abgeschreckt und wirksam ausgeschaltet. Dem Heer der zahlreichen Strandkrabben wird eine temporäre Ausgangssperre verordnet und um die Wirksamkeit dieser Sanktion zu erhöhen, werden sämtliche Ein- und Ausgänge zu den Krabbenbehausungen mit Sand zubetoniert. Der Platzwart hat zuvor übrigens alle Hindernisse und Hürden bei Seite geräumt und mit dem Rechen eine schöne Rennbahn glattgezogen. So verwundert es dann auch nicht, dass jede Schildkröte die rettende Flut erreicht und einem Leben voller Abenteuer und Gefahren entgegen schwimmt. Beim allerletzten Tierchen stockt uns dann aber doch kurz der Atem. Wir wähnten die putzige Schildkröte schon in Sicherheit, als aus der Gischt plötzlich eine fiese Strandkrabbe auftaucht und blitzschnell zupackt. Nur dank des beherzten Eingreifens der Tierschützer konnte der Angriff abgewehrt und die Krabbe verscheucht werden.
Wie viele Tiere hätten wohl überlebt, wenn die Rahmenbedingungen nicht einseitig zu Gunsten der Schildkrötenbabys verändert worden wären? Es ist schön, dass es Menschen gibt, die sich vor Ort für das Überleben dieser Spezies engagieren. Der Mensch hat durch die Vernichtung der Lebensräume, der Verschmutzung der Meere und der Tötung durch Treib- und Schleppnetze schon mehr als genug Schaden angerichtet. Zumindest diese kleine Starthilfe ins Leben sind wir den niedlichen Tieren dann doch wohl schuldig, nicht wahr?
Mama, 30 Jun 2014:
Süß die Kleinen. Ich liebe sie , die Schildkröten und wünsche Ihnen ein langes Leben – können ja ganz schön alt werden, wenn sie ein gutes Karma haben. Euch weiterhin einen schönen Resturlaub ! Bis bald – Mama