Mit dem Zug durch Java(2) – rollende Fressbude

Von Probolinggo nach Jogjakarta fahren wir in der 3. Klasse. Zwar vermisst man Ventilatoren und Sitzkomfort, dafür ist der Preis mit 35.000 Rupien (unter 3 Euro) für die knapp zehnstündige Bahnfahrt alles andere als teuer. Unterhaltung pur versprechen hingegen die zahlreichen Händler und Verkäufer, die mit ihren Waren und Lebensmitteln durch den Zug schwärmen. Es erweckt den Anschein, als seien mehr Verkäufer denn Reisende im Zug unterwegs. Jedenfalls schiebt sich im Minutentakt ein Vertreter dieser fahrenden Zunft durch den engen Mittelgang. Die Waren werden nicht nur lautstark angepriesen, man kriegt sie zu Ansichtszwecken auch ungefragt in den Schoß gelegt. Irgendwann kommt der Eigentümer wieder vorbei und sammelt das Feuerzeug, das Kindermalbuch, den Gürtel, das Plastikspielzeug, die Handtasche und den Koran für Kinder wieder ein – die Masche steigert nicht nur den Spaßfaktor, sondern auch die Verkaufszahlen, wie wir anhand unserer Mitreisenden studieren können.

3.-Klasse-Fahren hat noch einen weiteren Vorzug: Die Türen lassen sich während der Fahrt öffnen. Auf dem Trittbrett sitzend oder im Türrahmen lehnend, weht einem der Fahrtwind um die Nase. Herrlich – wäre da nur nicht die rußige Luft (weil überall Biomüll auf den Reisfeldern abgefackelt wird), die ganz schön üble Augenreizungen verursachen kann. 

Wir sind dankbar für jedes Gespräch, dass sich mit Einheimischen ergibt, denn der Aussicht aus dem Zugfenster (Reisfelder und nichts als Reisfelder) mangelt es an Abwechslung.

So lernen wir schließlich Yanto kennen, ein pensionierter Englischlehrer. Man muss erwähnen, dass die Englischkenntnisse der Indonesier außerhalb der Touristenzentren von Bali schnell in den Keller gehen und nur noch rudimentär vorhanden sind. Jedenfalls können wir uns bestens verständigen und Yanto erzählt uns, dass er zusammen mit seinen 25 Adoptivkindern unter einem Dach lebt. Er lädt uns zu sich nach Hause ein. Gerne hätten wir diese Großfamilie kennengelernt, doch Yanto’s Dorf hätte einen zu großen Umweg für uns bedeutet.

Viel Spaß mit Yanto und den zahlreichen Musikern…


… oder Transen, die durch den Zug ziehen.
Der Popo schmerzt, als wir endlich in Jogja einlaufen. Besser gesagt am Stadtrand von Jogja, denn die Ekonomizüge halten außerhalb der Stadt. Man kann nur den Kopf darüber schütteln, dass der Zug kurz zuvor den Hauptbahnhof ohne Halt passiert. Ist wohl eine Art Sanktion dafür, dass man nicht den Aufpreis für die 1. oder 2. Wagenklasse gezahlt hat…

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