Fortbewegung: Nachtbus, Überlandbus, Trampen (Pick-Up Ladefläche), Taxi, Flugzeug, Standseilbahn, Fähre
zurückgelegte Kilometer: 19.607 (inklusive Flug nach Auckland), davon 6.867 auf dem Landweg
Zeitraum: 33 Tage im Februar und März
Sonnentage: ein Wahnsinnswetter, fast jeden Tag Sonne pur…
Temperatur: Hochsommer in Patagonien und Feuerland bedeutet kalte Nächte, aber durchaus angenehme Tagestemperaturen zwischen 9 und 18 Grad.
Budget: Chile (38 Euro) und Argentinien (42 Euro) sind preislich etwa auf europäischem Niveau.
Gesamtbewertung: Schulnote 2,0
must-sees:
Der Gletscher Perito-Moreno in Argentinien ist zu recht weltberühmt. Es ist nicht nur das imposante Erscheinungsbild des weißen Riesen, sondern v.a. die Geräuschkulisse, die er beim Kalben in den Lago Argentino veranstaltet. Stöhnend und ächzend brechen Risse in die Eisdecke und von Zeit zu Zeit stürzen Eisbrocken vom 60 Meter hohen Gletscherrand in den See, was dann eine gewaltige Wasserfontäne zur Folge hat. Der Typ Forscher unter den Zuschauern wird zudem die Entstehung eines Tsunamis verfolgen können. Als würde es im Forschungslabor simuliert, sausen kleine Schockwellen über den See und türmen sich im flachen Uferbereich zur gefürchteten Tsunami-Welle auf (natürlich alles nur im Kleinformat, sofern nicht gerade eine mehrere tausend Tonnen schwere Eisfläche abbricht, denn dann könnte es auch auf der Aussichtsplattform nass werden).
Die Region um El Chalten mit dem herrlichen Bergmassiv des Fitz Roy in Argentinien ist definitiv einen Abstecher wert. An zwei Wandertagen haben wir 37 Kilometer zurückgelegt – und waren am Ende erstaunt, dass wir körperlich überhaupt zu so einer Leistung im Stande waren. Herrliche Lagunen, Gletscher und zerklüftete Bergspitzen sind stete Wegbegleiter in diesem Naturparadies.
Sommerliche Temperaturen um die 25 Grad, erfrischende Badeseen und mit Puderzucker bestreute Vulkane – das alles bietet die chilenische Seenplatte. Nicht zuletzt dank der berühmten chilenischen Gastfreundschaft konnten wir dort eine herrlich entspannte Urlaubswoche verbringen.
forget-it:
Eher enttäuscht sind wir vom chilenischen Nationalpark Torres del Paine. Das liegt jetzt nicht nur daran, dass ein hirnverbrannter Israeli wenige Wochen zuvor den halben Park abgefackelt hat, weil er beim Kacken die verräterischen Papierüberreste mit einem Feuerzeug entsorgen wollte, sondern wohl auch an der Tatsache, dass sich in den drei Monaten, in denen wir die Anden von Ecuador bis Argentinien bereist haben, eine gewisse Sättigungstendenz eingestellt hat, was das Bestaunen von Bergen angeht.
Wir wollen unbedingt Pinguine an der Maggellanstraße sehen. Also haben wir eine teure Tour zur Pinguinkolonie Seno Otway gebucht. Es sollen dort tausende Pinguine leben. Gesehen haben wir genau 8. Was für ein Reinfall…
top:
Nachdem die stinkenden Müllberge in Bolivien ihren Höhepunkt erreicht hatten, sind wir angenehm überrascht, derlei augenkrebsverursachende Hinterlassenschaften in Chile und Argentinien nicht erblicken zu müssen. Auch sonst wirken beide Länder sehr europäisch z.B. im Hinblick auf die Ausstattung der Supermärkte, die Pkw-Flotte und die Infrastruktur.
Seit Chile sind wir süchtig nach Avocados (himmlisch diese Früchte!).
Es gibt Spätzle und deutsches Bier im Supermarkt.
wunderlich:
Der trockenste Ort der Welt, die Atacama-Wüste, begrüßt uns mit kräftigen Regenschauern. Bei gerade mal 35mm durchschnittlicher Niederschlagsmenge pro Jahr, war wohl das ganze Pulver für 2012 in zwei Tagen verschossen. Angeblich hat es wenige Tage nach unserer Abreise sogar noch Hochwasser gegeben – mitten in der Wüste. Traue keiner Statistik, die du nicht selber gefälscht hast, um mit einem bekannten Zitat zu enden.
nervig:
Als Budget-Reisender hat man nach der Einreise aus Bolivien zunächst einmal einen Preisschock zu verdauen. Kostet eine Übernachtung im Nachbarland noch etwa 15 Euro, so muss man nun 40 bis 50 Euro auf den Tisch legen. Da wir uns Restaurantbesuche in den vier Wochen Chile und Argentinien gar nicht leisten können (oder wollen), sind wir quasi gezwungen auf eine Mangelernährung umzustellen, die überwiegend aus Salami-Wecken, Spaghetti und „Reis mit Scheiss“ besteht. Ein Griff in die Trickkiste des Backpackers schont das Budget, so haben wir darüber hinaus u.a. die Couch von Bekannten gesurft und sind mehrere Male mit dem Nachtbus gefahren (ist kein wirklich erholsamer Nachtschlaf, erspart aber die Kosten für ein Hostel).
Und noch ein Nachsatz zur Caretera Austral: Es hat sich im Nachhinein herausgestellt, dass unsere Ausreise nach Argentinien nicht nur richtig war, sondern kurze Zeit später auch gar nicht mehr möglich gewesen wäre. Denn die Fischer haben nicht nur ein paar Tage gestreikt (wie es vor Ort hieß) und die Straßen blockiert, nein, die sind richtig ausgerastet und haben Straßensperren errichtet, Flugzeuge, Schiffe, Busse und den ganzen Straßenverkehr lahmgelegt. Die Folge: kein Bargeld mehr in den Geldautomaten und keine Lebensmittel mehr in den Supermärkten. Das hätte für uns „Flieger Ade“ geheißen und so sind wir im Nachhinein sehr froh darüber, dass uns eine Flucht mit dem Fahrrad oder zu Fuß nach Argentinien erspart blieb, wie das wohl viele andere Touristen in ihrer Verzweiflung versucht haben.
In Zukunft reisen wir lieber bei Minusgraden und Regenwetter durch die Gegend, als diesen Zirkus mit dem Hochsaisontourismus noch einmal mitzumachen. Tagelange Wartezeiten auf Bustickets, bis auf die letzte Couch ausgebuchte Touristenorte, Blitzlichtgewitter und Heerscharen von Reisenden, die einen Heißhunger auf Sehenswertes haben oder die „Einsamkeit“ der Wildnis genießen wollen, lassen den Stimmungspegel schnell nach unten fallen.