Feuer, Masken und Böllerei

Nervös blicken wir auf die Uhr. Zu Hause ist das Neue Jahr bereits angebrochen. Wir chillen noch in der Hängematte im Garten, schließlich haben wir sechs Stunden länger Zeit. Schon beim mittäglichen Streifzug durch die Innenstadt von Cuenca fällt auf, dass dieses Sylvester ziemlich anders werden wird. Daheim sitzt man typischerweise mit Freunden um den Raclettegrill, es gibt Sekt und Bleigießen. Man schaut sich vielleicht noch „Dinner for one“ an und um Mitternacht gibt’s ein ordentliches Feuerwerk. Nicht so in Ecuador! 
Wir haben das Frühstück verpennt und sind gleich zum Mittagessen übergegangen. Als wir gerade die Suppe auslöffeln, zieht mit „Chimbarassabumm“ ein Umzug an uns vorüber, der für große Erheiterung sorgt. Hoch zu Rosse traben verkleidete Römer (???) vorüber. Auf den schmuckvoll dekorierten Ladeflächen der Pickups sitzen die Kinder der Familien – verkleidet als Josef, Maria und Jesuskindlein. Am Ende der Parade dann strahlende Kinderaugen, denn die Teilnahme wird mit einer Banane und einem süßen Krapfen belohnt. 
Den restlichen Tag verbringen die Ekuadorianer damit, Puppen auszustopfen und ihnen eine passende Maske aufzusetzen (oft sind das Gesichter von Politikern oder Prominenten), denn diese werden abends in den Straßen lichterloh brennen. Zufällig geraten wir in eine Familienfeier hinein und erleben, wie Oma das Essen auftischt, die Tante alles und jeden fotografiert, der Cousin die Schnapsrunden ausschenkt und spielende Kinder um den Christbaum tanzen. Man spendiert uns mehrere Schnäpse aus dem 3-Liter-Kanister. Ein teuflisches Zeug, zum Warm-Up aber nicht ganz ungeeignet… 
 Punkt Mitternacht geht es dann mit Raketen, Knallern und dem Verbrennen der Puppen – welche das alte Jahr symbolisieren – los. Die ganze Stadt scheint irgendwann in Flammen zu stehen. Es ist Brauch, über das Feuer zu springen, was wir natürlich gerne mitmachen. Bringt sicherlich Glück, Erfolg, Reichtum, Gesundheit und was man sonst so als Globetrotter braucht. Auf unserem Streifzug durch die Straßen und Gassen begegnen uns noch Stunden später tanzende, singende, betrunkene und lachende Menschen. Das ganze Spektakel erinnert uns irgendwie an den rheinischen Karneval oder die schwäbisch-alemannische Fasnacht.

2 Gedanken zu „Feuer, Masken und Böllerei

  1. Astrid Giltjes, 11 Jan 2012:
    Liebe Lena, ich wünsche euch beiden ein gutes und gesundes Neues Jahr und weiterhin so viel Spaß am Tun! Eure Berichte und Bilder sind grandios – überleg‘ doch mal ob ihr nicht ein Buch draus macht … Macht weiter so, lasst es euch gut gehen und ich freu‘ mich schon auf die nächste Etappe! ganz liebe Grüße aus RV – Astrid

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