Zugegeben, uns war schon ein bisschen mulmig zumute, als wir zu Dritt auf dem Moped sitzend aus der Stadt hinaus fahren. Bunnarath Som hat uns beim Stadtbummel durch Battambang am Straßenrand angesprochen, ob wir nicht seine Englischschule im sieben Kilometer entfernten Dorf Slarkram besuchen und kennenlernen wollen. Wir vertrauen unserer Menschenkenntnis und willigen spontan ein.
In Slarkram angekommen, lernen wir zunächst die Familie und das Zuhause von Bunnarath kennen. Wir erfahren, dass die Familie Som – wie fast jede Familie in Kambodscha – unter der Terrorherrschaft der Roten Khmer gelitten hatte. Beide Großväter der Familie wurden hingerichtet, weil sie als Dorfarzt bzw. Polizeipräsident zu den gebildeten Menschen – und damit zu den Feinden des Pol Pot Regimes zählten. Vater Som hat man einen Kopfschuss verpasst, er hat aber überlebt und die Kugel ist fast dreißig Jahre in seinem Kopf geblieben. Heute quälen in epileptische Anfälle, die Familie kann sich die immer teurer werdenden Medikamente kaum noch leisten.
2006 hat Bunnrath die Englischschule gegründet. Er möchte den Kindern in seinem Dorf eine bessere Zukunftsperspektive bieten. Wer Englisch spricht, hat eine größere Chance, in der wachsenden Tourismusbranche einen Job zu finden. Wir fragen ihn nach seiner Motivation und erhalten die verblüffend einfache Antwort: Er möchte den Kindern helfen und dadurch gutes Karma erhalten. Buddhistische Mönche haben ihn Englisch gelehrt und dieses Wissen geben er und seine Hilfslehrer nun täglich für eine Stunde an über 340 Kinder im Dorf weiter.
Dann sind wir an der Reihe. Wir übernehmen die Unterrichtsstunde in einer Klasse mit sechs- bis neunjährigen Kindern. Naja, eigentlich lesen wir nur ein paar Sätze vor, die Bunnrath an die Tafel schreibt. „What is your favorite fruit? My favorite fruit ist banana!“ Es geht darum, die Aussprache zu üben und die fremden Schriftzeichen zu lernen. Anschließend stehen wir für eine kleine Übung zur Verfügung. Im Chor fragt uns die überaus liebenswerte Meute nach Lieblingsfarben, Alter, Geschwistern und Herkunft. Wir antworten in feinstem Oxford-Englisch und sind sehr erfreut, dass die Kleinen so wissbegierig sind und sich Wörter so schnell merken können.
Onkel Martin…, 21 Aug 2012:
Hey Lena und Bernd, echt schön, ihr müsst mich unbedingt bald zum Großonkel machen, Ihr werdet bestimmt wunderbare Eltern sein…