Reise ins gelobte Land

Nun sind wir also im „gelobten“ Land der Rucksack- und Pauschaltouristen angekommen! „Oh, ihr geht nach Thailand, das ist wunderschön, wir waren auch schon dort“ oder „Ach, habt ihrs gut… dieses Land soll wunderbar sein, hab schon soviel davon gehört“… Wir stellen uns weiße, von Kokospalmen gesäumte Sandstrände vor und sehen uns mit einem Fruchtshake in der Hängematte vor unserer Bambushütte baumeln. Doch die Wirklichkeit hat uns schnell eingeholt. 

Als wir in Phuket ankommen, ist es zwar dunkel, aber dennoch gleißend hell. Das liegt an den Leuchtreklamen der zahlreich vorhandenen Bars und Restaurants. Unser Hotel liegt „idyllisch“ an einer Straßenkreuzung und unser Zimmer bietet den besten Blick hierauf. Nur die dicken Bündel von Elektroleitungen, die direkt vor unserem Balkon verlaufen, versperren ein klein wenig die Aussicht auf den lauten und permanent fließenden Straßenverkehr.

Die knatternden Mopeds und die lautstarke Beschallung der benachbarten Vergnügungsmeile trüben das Schlafvergnügen zwar erheblich, aber da wir tagsüber wegen des Regenwetters (wenigstens darauf haben wir uns von vornherein eingestellt) ohnehin kaum das Hotelzimmer verlassen und kein stressiges Programm ansteht, ist das verschmerzbar. Unserer tragbaren Rucksack-Bibliothek seidank kommt garantiert keine Langeweile auf.

Standortwechsel nach Krabi. In einem mit 14 Backpackern vollgestopften Minibus brettern wir drei Stunden mit einem Affenzahn über die Landstraßen. Leider ist das Wetter noch mieser und wir sind wieder ans Hotelzimmer gekettet. An sich nicht so schlimm, denn von Zeit zu Zeit haben wir diese Auszeiten auf dem Zimmer bitter nötig, um runterzukommen und die vielen Eindrücke einer Weltreise überhaupt verarbeiten zu können. Wenn es schnelles Internet gibt, sind solche Tage ein wahres Vergnügen für uns. Wir legen u.a. einen Bildungstag ein und schauen uns über die Mediathek stundenlang Reportagen an, bis wir viereckige Augen haben. 

Und außerdem, wer will schon draußen auf der Straße dicken bleichgesichtigen Männern mit Bermudashorts und Flip-Flops begegnen, die auf der Suche nach „Spaß“ sind? Blöd nur, wenn ausgerechnet der Zimmernachbar mitten in der Nacht diesbezüglich munter wird. Woher kommt den die Frauenstimme, der belegt doch ein Einzelzimmer? Und schon quietscht, wackelt und stöhnt es nebenan. Lena ekelt die Nachtvorstellung an und nach einigen Faustschläge gegen die Wand ist abrupt Schluss mit Lustig. Die Nummer hat ein schnelles Ende genommen, denn wir hören kurz darauf Stöckelschuhe im Gang. 

Angesichts der verheerenden Wetterlagen (weiter südlich hat es Überschwemmungen gegeben, wie wir später erfahren) reisen wir nach Koh Samui weiter. An der Ostküste sollten wir dem Monsunregen entkommen können. Doch, als hätten wir es nicht geahnt, das Wetter zeigt sich weitere vier Tage von seiner unschönen Seite. Nach zehn Tagen ist es uns immer noch nicht gelungen, uns mit dem gelobten Land anzufreunden. Wir finden es definitiv nicht auf Phuket, wir finden es nicht in Krabi und der erste Eindruck von Koh Samui ist auch nicht vielversprechend! 

Das komfortable 4-Sterne-Hotel verschafft uns vorübergehend etwas Trost. Bis uns nachts der Generator weckt, der direkt unterhalb unseres Fensters auf Hochtouren läuft um den Stromausfall zu überbrücken. Die Dieselabgase benebeln uns die Sinne und so sprechen wir beim Hotelmanagement vor und sofort werden wir auf die Suite mit Meerblick upgegradet. Die geben wir dann auch die folgenden zwei Tage nicht mehr her.
Es folgt ein Aufenthalt mit Höhen und Tiefen. Die Zimmer sind fantastisch und der Blick vom Balkon auf Pool und Meer überwältigend. Dafür weckt uns das Hotelpersonal jeden Morgen ab 07:30 Uhr durch lautstarke Unterhaltungen auf dem Gang. Auch der Bargeldschwund, der auf das Konto der Zimmermädchen geht, steigert die Laune nicht gerade.


Einweihungszeremonie unseres brandneuen Hotels. Wir werden anschließend zum Mittagessen eingeladen. Wir verputzen brennendes Thai-Curry, das uns in rauen Mengen aufgetischt wird. Die Abkühlung im Pool verschafft Linderung.

Aber dann bessert sich das Wetter endlich und rückt die Insel (und das Land) endlich in ein anderes Licht! Mit dem Moped entdecken wir ihn dann endlich – den einsamen mit Kokospalmen bewachsenen, weißen Sandstrand aus dem Neckermann-Katalog. Oder den Wasserfall im Dschungel, dessen natürlicher Pool für Badefreuden sorgt. Oder das romantische Strandrestaurant bei Sonnenuntergang…


Der kleine Durchhänger ist überwunden. Hier kann man bleiben, hier ist es schön! Wir geben Thailand noch ne Chance!

6 Gedanken zu „Reise ins gelobte Land

  1. Thommy, 12 Jun 2012:
    Tja, mit dem Bumsbomber nach Thailand….schein was dran zu sein 🙂 Aber ihr werdet sicher auch noch schöne Ecken finden wenn euch der Monsun mal in Ruhe lässt. Bis bald mal – werd mir endlich mal einen Kopfhörer zulegen damit wir mal wieder telefonieren können….Grüße

  2. Chilly Gilli-Tilli, 12 Jun 2012:
    Ach ist das schön wieder von Euch zu lesen und zu sehen! War schon komisch, als Lena auf einmal wieder weg war! Seither ist auch bei uns nur Regenzeit!!! So ein Kackwetter als wärs Monsun. Gestern wieder mit tropischen Wassermassen und sogar Hagel! Und jetzt, Di morgens: Regen! G.s.D. hatte ich schon was vom Sommer, aufn Gillis! Gute Reise Ihr zwei und ich warte schon auf den nächsten Bericht Grüßle vom Pappa!

  3. Mama, 13 Jun 2012:
    Mittwoch: Nach 24 Stunden Dauerregen am Dienstag und gefühlten Ewigkeiten Regenwetter bei grauschwarzem Himmel ! Es gibt sie ja noch – die Sonne bei sommerlichen 12 Grad ! Aber am Wochenende solls heiß werden ??? Und nächste Woche auf Sylt ??? Auf jeden Fall wird uns der Wind um die Ohren pfeifen. Das ist was, was sicher ist !! Also genießt die Wärme, auch wenn’s hin und wieder mal regnet. Alle reden vom Wetter. Na und – Hauptsache Urlaub Juhu !!

  4. Siegi, 20 Jun 2012:
    Hallo Ihr Zwei, ja endlich im gelobten Land. Ich weiß zwar nicht wer Euch Thailand als gelobtes Land, vor allem in Verbindung mit Phuket, erzählt hat, aber es ist sicher ein schönes Land. Also abseits vom Moloch Bangkok oder den absoluten Touristädten wie Battaya und Phuket. Diese waren ja bis in die 60er Jahre kleine Fischerdörfer und sind dann, sehr zum Leidwesen von „Normaltouristen“ zu Sex and Fun Städten verkommen. Land und Leute finde ich nach wie vor sehr interessant. Die Landschaft ausserhalb der angesprochenen Städte herrlich. Aber klar, wenn man 10 Tage im Regen sitzt, dann ist es auch an Traumorten nicht unbedingt prickelnd. Zumal natürlich auch die Wahl der Unterkunft eine entscheidene Rolle spielt. Aber wie ich sehe geht es Euch prima. Alles andere wäre auch komisch :-). Ihr schaut stundenlang Dokus aus der Mediathek der ARD? Bernd ich dachte wenigstens Du schaust EURO!!!! Aus den Augen aus dem Sinn *gg*. Klar werde ich Euch jetzt nicht langweilen mit seichten Worthülsen zum Thema Deutschland wird Europameister oder so, aber ein wenig mehr Patriotismus hätte ich mir schon gewünscht. In diesem Sinne viel Spaß noch beim baden, schnorcheln, Touris beobachten, Sundowner trinken und was man halt so alles macht wenn man keine sinnvolle Beschäftigung hat 🙂 Liebe Grüße aus der Heimat Siegi

  5. Bernd und Lena, 20 Jun 2012:
    Danke für die vielen Kommentare an alle! @ Siegi: natürlich sind wir Patrioten und natürlich WÜRDEN wir die Euro2012 gerne anschauen. Die scheiss UEFA hat aber den Livestream auf ARD und ZDF und BBC und alle anderen Sender weltweit auf nationale IP-Adressen beschränkt. Wir können also mit einer thailändischen IP nicht auf die ARD-Mediathek zugreifen 🙁 Trotzdem sind wir jedesmal tapfer um 01:45 in der Nacht vor dem Computer gesessen. Wir haben uns über 90elf.de einen deutschen Kommentar angehört und haben dazu das Bild lautlos auf einem thailändischen Sender im Fernsehn gesehen. Clever, was!? Du siehts, wir sind sehr wohl patriotisch veranlagt 🙂 Dumm nur, dass sich die Thais beim letzten Gruppenspiel für das parallel laufende Spiel Portugal – Holland entschieden haben und wir zum deutschen Kommentar das falsche Spiel aufdem Fernsehn hatten. Dumm nur, dass zwischen Ton und Bild eine Zeitverschiebung von ca. 30 Sekunden besteht. Und dumm nur, dass wir beim Viertelfinalspiel im Nachtzug nach Bangkok sitzen, weil wir unseren Flieger auf die Philippinen nicht verpassen wollen. Es wird einem nicht leicht gemacht! Aber wir wollen uns nicht beschweren – das würden uns die meisten Leser eh nicht abkaufen. Im Paradies muss man halt auch Abstriche hinnehmen. Und jetzt husch husch zurück an die Arbeit 🙂 🙂 🙂

Schreibe einen Kommentar zu projektfernweh Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert